Freianlagen Elbphilharmonie, Hamburg
Stadt und Fluss
Der Hamburger Stadthafen war jahrhundertelang ein Ort der Arbeit. Schon vor der Umgestaltung zur „Hafencity“ war der Kaispeicher A ein Solitär, der sich aufgrund seiner Größe und seiner exponierten Lage von den übrigen Gebäuden des Hafens deutlich abhob. Heute ist er ein Repräsentant aus jener Zeit, zu der hier Waren umgeschlagen, Schiffe beladen und Ladungen gelöscht wurden. Die Fläche, auf der der Speicher steht, ist Teil dieses besonderen Ortes. Wie das Gebäude selbst weist der Außenraum Spuren aus der Zeit des Hafens auf: Der hochbelastbare, fast schwarze Belag aus Kupferschlackesteinen, dem Nebenprodukt der Hamburger Kupferindustrie, die Relikte der Hafenarbeit wie Kräne, Schienenanlagen und Klampen an der Kaimauer. Der Geist dieses Ortes mit dem industriellen, rauen Charakter der Flächen soll bewahrt werden und ist Leitbild für die Außenraumgestaltung.
Hier soll kein roter Teppich für die Konzertbesucher ausgerollt werden, der Hafen soll präsent und spürbar bleiben. Der Raum um die Elbphilharmonie muss zukünftig vielen verschiedenen Zwecken dienen. Er ist ein Ort für Fußgänger, Touristen und Bewohner, aber auch Verkehrsfläche für den gesamten Anlieferverkehr des Gebäudes. Die Gestaltung des Raumes soll dementsprechend sehr zurückhaltend und funktional sein. Die bewährten, typischen Materialien werden wieder eingesetzt oder in neuer Interpretation verwendet: Der Kupferschlackestein wird heute nicht mehr hergestellt, daher haben wir in Zusammenarbeit mit Herzog & de Meuron, der HCU und dem späteren Hersteller Klostermann Beton einen neuen Betonstein mit Vorsatz aus Kupferschlackesplitt entwickelt. Der neue Stein ist ausgesprochen zweckmäßig, gut begehbar und seine Oberfläche zeigt die neu entdeckte Schönheit des altbekannten Materials.
Die Portalkräne auf der Südseite zu restaurieren und wieder aufzubauen ist Teil dieses Konzepts. Die technisch notwendigen Einbauten wie Entwässerungseinrichtungen sind schlicht und klar, sie sollen sichtbar sein und nicht wegreduziert oder gestalterisch veredelt werden. Folglich wird auf Edelstahl als Material im Außenraum ausdrücklich verzichtet, das gilt auch für Elemente wie Geländer, Poller oder Lüftungsgitter. So entsteht eine schlichte und strenge Plattform für den außergewöhnlichen Bau. Je spektakulärer das Gebäude, umso schlichter die Freianlagen? Vielleicht. Jedenfalls entsteht ein Raum, der alle Anforderungen der Gegenwart erfüllt und gleichzeitig dem alten Hafen die gebührende Referenz erweist.
Projekt FREIANLAGEN ELBPHILHARMONIE
Leistungsumfang LPH 1-5
Bausumme € 1,7 Mio
Zeitraum 2006 – 2011
Auftraggeber Herzog & de Meuron, ReGe Hamburg, Projektrealisierungsgesellschaft
Hochbau Herzog & de Meuron