Vorplatz Elbphilharmonie, Hamburg

Stadt und Fluss

Projekt VORPLATZ ELBPHILHARMONIE
Leistungsumfang LPH 1-8
Bausumme € 580.000,-
Zeitraum 2006 – 2011
Auftraggeber Herzog & de Meuron, ReGe Hamburg, Projektrealisierungsgesellschaft
Hochbau Herzog & de Meuron

Mit dem Wandel des Hamburger Stadthafens zum belebten und bewohnten Stadtteil kommt auch dem Platz vor der Elbphilharmonie eine neue Bedeutung zu: Er wird zum Vorzimmer eines bedeutenden Kulturbaus. Die Besucher der Hafencity werden diesen Platz nicht auslassen. Doch er wird nicht nur vielen Menschen Raum bieten, sondern auch andere, sich überschneidende Funktionen erfüllen müssen: Zufahrt zu Tiefgaragen, Anlieferstationen und dem Platz für die Übertragungswagen der Elbphilharmoniekonzerte, Feuerwehrflächen, VIP-Zufahrten, Fußgängerströme aus Richtung Innenstadt und vom Fähranleger her – alles muss gleichzeitig und nebeneinander funktionieren.

Wichtig erschien uns vor allem, die Einheit des Raumes zu erhalten. Unabhängig von den unterschiedlichen Funktionen sollte eine gemeinsame Fläche entstehen, auf der diese Aktivitäten stattfinden können, ohne dass der Platz in Einzelbereiche zerfällt. Über Grundstücksgrenzen und Eigentumsverhältnisse hinweg ist der Raum als Ganzes wahrnehmbar und reicht bis an die benachbarten Bauten und an die große Stufenanlage heran.

Der neue Stein aus Beton und Kupferschlackesplitt, den wir für die Elbphilharmonie entwickelt haben, breitet sich hier wie ein großer Teppich zwischen den Gebäuden aus. Der schlichte Belag ohne dekorative Intarsien verbindet, glättet und fasst die heterogene Situation zusammen.

Über den Sinn von Bäumen als gestalterischem Element auf dem Vorplatz haben wir lange diskutiert: Auf dem alten Hafengelände gab es keine Baumpflanzungen – wozu auch. Die wenigen vorhandenen Bäume siedelten sich zufällig an und waren zumeist Pioniergehölze wie Birken oder Robinien. Ohne jegliche Pflege konnten sie sich auf den schlechtesten Standorten dort etablieren, wo sie die Arbeitsvorgänge des Hafens nicht störten. Dieses Bild der großen Pionierbäume, die beiläufig und wie zufällig zwischen den Gebäuden stehen wählten wir schließlich als gestalterisches Motiv für den Vorplatz. Um dieses Bild erzeugen zu können mussten wir sehr große, verpflanzungsfähige Bäume finden. Nach längerer Suche wurden wir in einer Brandenburger Baumschule fündig: Mehrstämmige, ca. 15 m hohe Robinien mit äußerst individuellem Habitus. Es waren ganz besondere, etwas bizarre Baumgestalten, die viele Jahre ohne die klassische Baumschulpflege gewachsen sind und so dem geplanten Bild bestens entsprachen. Über mehrere Jahre hinweg wurden sie auf Transport und Verpflanzung vorbereitet. Heute beleben sie den Platz vor der Elbphilharmonie und wirken so, als hätten sie schon immer dort gestanden, unbeachtet und wie zufällig hier groß geworden.

In der Hafencity, wo man eine Vielzahl neuer Bilder und Architekturmotive findet, erschien uns etwas Zurückhaltung als Planungsmaxime angebracht. Wir glauben, dass die Schlichtheit des Entwurfs diesem besonderen Ort ausgesprochen gut tut.